Der nordirische Schlussmann sollte an diesem Abend öfters im
Mittelpunkt der Partie stehen, als ihm wahrscheinlich davor lieb gewesen war.
Doch Michael McGovern konnte sich gegen offensiv stark aufspielende Deutsche
mehrfach auszeichnen. Im Privatduell zwischen Thomas Müller und dem nordirischen
Hünen erwischte der Keeper den besseren Start. Nach einer sehenswerten
Kombination über Kimmich und Özil, tauchte Müller plötzlich allein vor McGovern
auf. Der Keeper ging dem Ball offensiv entgegen und warf sich mit seinem ganzen
Körper in den Ball. Der Tormann schaffte es die Distanz zu Müller so zu verringern,
das ihn der Deutsche nur anschießen konnte. Geschickt gemacht von McGovern,
der die ersten Großchance der Deutschen dadurch verhinderte. Bei der zweiten
großen Möglichkeit spielte Boateng Özil durch einen langen Ball im Strafraum
frei, doch Özil traf vor dem heranstürmenden McGovern den Ball nicht richtig.
McGovern wäre wohl zur Stelle gewesen. Kurz darauf war McGovern gegen den freistehenden
Götze zur Stelle. Erneut verhielt sich der Schlussmann glänzend: Er verkürzte
geschickt die Distanz zu Mario Götze, ging dem Ball offensiv entgegen und blockte
den Schuss gekonnt per Handabwehr. Eine weitere große Einschussmöglichkeit
hatte Müller, dessen Ball um haaresbreite das nordirische Tor verfehlte.
Hier hatte der in der schottischen 1. Liga spielende McGovern das Glück
auf seiner Seite. Das gleiche galt als Müller per Kopf nur den Pfosten
des nordirischen Tores traf. Der bis dato unbekannte McGovern wuchs im weiteren
Verlauf des Spiels weiter über sich hinaus.
Erst in der 30. Spielminute platzte der Knoten für die Deutschen.
Erneut kombinierte sich das deutsche Nationalteam durch die löchrige nordirische
Abwehr. Müller legte unter Bedrängniss auf Gomez ab, der mit ein bisschen Glück
zum 1:0 mit einem Rechtsschuss verwandelte. McGovern warf sich dem Ball noch
mutig entgegen und hätte den Ball von Gomez erneut abgewehrt, wenn der
Ball nicht noch unglücklich abgefälscht worden wäre. Mit einer
hochverdienten 1:0-Führung ging es in die Halbzeitpause. Ohne die Topleistung
von McGovern wären die Nordiren bereits aussichtlos zurück gelegen.
Nach der Pause stand McGovern mit zwei fantastischen Paraden
im Mittelpunkt: Erst hielt er in der 1-gegen-1 Situation mit Götze den linken
Arm raus und konnte das Tor dadurch verhindern. Bei einem Gomez-Kopfball gegen
die Laufrichtung von McGovern tauchte der Schlussmann blitzschnell ab und wehrte
den Ball zur Seite ab. Der nordirische Keeper war in dieser Phase des Spiels
unbezwingbar und er zeigte in diesem Spiel seine Qualitäten. Trotz der 0:1-Niederlage
der Nordiren erlebte McGovern einen tollen Abend, da er sich mit dieser Leistung
wohl auf die Liste einiger europäischer Klubs gesetzt hat.
Manuel Neuer konnte im gesamten Spiel dabei zu sehen, wie seine Vorderleute immer und immer wieder an dem nordirischen Schlussmann scheiterten. Manuel Neuer war im Bereich der Torverteidigung während der Spielminuten praktisch beschäftigungslos. Lediglich ein zentraler Fernschuss stellte Neuer vor keine allzu große Probe.
Trotzdem zeigte sich Neuer während des Spiels hochkonzentriert und sehr aufmerksam. Die Hauptaufgabe von Manuel Neuer war es in dieser Partie, die Konzentration hochzuhalten. Denn die deutschen Feldspieler schafften es bis zum Schluss nicht, mehr als ein Tor zu erzielen und so konnte ein gut ausgespielter Konter der Nordiren zum Ausgleich, das komplette Spiel auf den Kopf stellen. Wie gewohnt spielte er offensiv gut mit und beteiligte sich am Spielaufbau der deutschen Mannschaft. Bei Eckbällen der nordirischen Nationalmannschaft agierte Neuer offensiv und pflückte die Bälle gekonnt aus der Luft und leitete mehrmals im Spiel, durch eine schnell folgende Spieleröffnung, das Umschaltspiel der Deutschen ein. Auch als Kapitän fungierte Neuer ordentlich, da er in ständiger Kommunikation mit seinen Vorderleuten war und viele gezielte Kommandos gab. Ein ruhiger Abend für den deutschen Weltmeister von 2014, was sich im Achtelfinale bei dieser Europameisterschaft, wohl bald ändern wird. Dass Neuer für die bevorstehenden Aufgaben bereit ist, hat er in den ersten Gruppenspielen bereits gezeigt. Die drei Partien ohne Gegentore in der Vorrunde sollten für Neuer weitere Motivation für die KO-Runde sein.