In der Vorbereitung auf diese Weltmeisterschaft 2018 in Russland gab es wohl kein größeres Thema als die Rückkehr und den Gesundheitszustand von Manuel Neuer. Der Knöchel der Nation war einsatzbereit und führte das DFB-Team als Kapitän aufs Feld. Von Beginn an hatte der erfahrene Neuer eine positive Körpersprache, zeigte schon in den Anfangsminuten seine mutige und offensive Interpretation des Torwartspiels. Mexiko startete besser in die Partie und baute das Spiel aus einer kompakten Ordnung heraus auf. Und auch offensiv war die Osorio-Elf hellwach und stellte die DFB-Hintermannschaft um Neuer von Beginn an vor Probleme. Bereits in der 2. Minute musste Boateng zur Rettungstat schreiten und Lozanos Schuss acht Meter vor dem Tor blocken. Hier wäre Neuer wohl machtlos gewesen.
Beide Mannschaften agierten mit einem offenen Visier und Mexiko kam auch in der Folge immer wieder zu gefährlichen Abschlüssen aus der Distanz: Lozano und Herrera scheiterten an Neuer, dessen Positionsspiel beeindruckend war. So konnte er die strammen und auch platzierten Schüsse problemlos parieren. Auch nach einem gefährlichen Eckball der Mexikaner agierte Neuer blitzschnell in der Raumverteidigung und griff sich den Ball im freien Raum. Die mexikansiche Elf blieb am Drücker und dominierte Deutschland immer mehr. Das schnelle Umschaltspiel bereitete Deutschland zunehmend Kopfschmerzen und führte in der 35. Minute zur Führung der Mexikaner: Hummels ließ sich weit aus dem Abwehrverbund locken und fehlte fortan in der Zentrale, dann ging es ganz schnell: Chicharito bediente Lozano auf links, der im Strafraum Özil vernaschte und aus kurzer Distanz flach links einschoss. Neuer passte sein Positionsspiel frühzeitig an, fand eine ordentliche Startposition. Beim strammen und auch teils verdeckten Abschluss aus kurzer Distanz brachte der eher fallende, als angreifende Neuer seine Hände nicht mehr hinter den Ball. Gemessen an seiner Weltklasse und den bisher gezeigten Leistungen im DFB-Dress bei großen Turnieren, hätte Neuer diesen Ball in Top-Form parieren können. So ging es torlos in die Kabine.
Auch nach der Pause war das Spiel der deutschen Mannschaft keineswegs verbessert. Nur dem ungenauen Abspiel von Chicharito in Richtung Vela war es zu verdanken, dass diesem der Hochkaräter zum 0:2 in der 57. Minute verwehrt wurde. Hier hätte Manuel Neuer in das direkte Duell mit dem mexikansichen Angreifer gehen müssen. Das DFB-Team warf dann in der Folgezeit alles nach vorne und ermöglichte so den Mexikanern in tiefe Räume zu stoßen. Doch sie spielten ihre Konter nicht sauber aus und so blieb es am Ende beim 0:1 aus deutscher Sicht. Bitterer Start für den Kapitän der deutschen Nationalmannschaft, der ansonsten eine starke Partie zeigte. Neuer war einer der besten deutschen auf dem Platz, obwohl das, bei der Leistung der meisten Feldspieler, auch keine Überraschung war.
In seinem vierten Turnier für Mexiko: Torwart-Ikone Guillermo Ochoa (Foto: firo)
Im Tor der Mexikaner steht mit Guillermo Ochoa eine wahre Torhüter-Ikone in Mexiko. Bereits sein viertes großes Turnier spielt er mit Mexiko und gilt als einer der besten Torhüter bei diesem Turnier. Ochoa war dennoch auch immer ein Kandidat für den ein oder anderen Patzer in entscheidenden Spielen. Dennoch war dem mexikanischen Schlussmann mit der auffallenden Frisur anzumerken, wie sehr er sich auf das Duell gegen den Weltmeister schon 2014 freut. In den Anfangsminuten war es dann eine ausgeglichene Begegnung und beide Mannschaften schenkten sich keine Räume vor den Toren. In der dritten Minute wurde es für Ochoa dann zum ersten Mal brenzlig: Werners Schuss rechts im Strafraum strich dann aber hauchdünn am langen Pfosten vorbei. In der Folge verbuchte die deutsche Mannschaft mehrere Halbchancen: Hummels scheiterte aus der Distanz, ehe Salcedo beinahe ein Eigentor unterlief: Der Frankfurter beförderte eine Flanke von Kimmich knapp am eigenen Gehäuse vorbei ins Toraus.
Dann konnte Ochoa in der 35. Minute jubeln, als seine Vorderleute verdient in Führung gingen. Mexiko hatte sich diese Führung verdient, hätte sie um ein Haar aber wieder hergeben müssen: Kroos zirkelte einen Freistoß an den Querbalken. In der Wiederholung war deutlich zu sehen, dass Ochoa diesen Ball noch mit den Fingerspitzen im Flug an die Latte lenkte. Früh hatte sich Ochoa auf den Weg gemacht und spekuliert, doch das zahlte sich in dieser Situation aus. Dennoch blieb es dabei: Die DFB-Auswahl ließ auch in Sachen Körpersprache und Zielstrebigkeit vieles vermissen und ging mit einem Rückstand in die Pause.
Doch auch im zweiten Durchgang kam von der DFB-Elf nur sehr wenig, erst nach den Einwechslungen von Löw wurde es gefährlich: Kimmich versuchte es mit einem Fallrückzieher aus elf Metern, anschließend trat Reus zweimal in Erscheinung: Erst verpasste Draxler seinen Querpass ins Zentrum, dann verzog der Dortmunder aus spitzem Winkel. Ochoa musste nicht eingreifen, zeigte dennoch eine beeindruckende Präsenz. Bei Kroos' Versuch in der 76. Minute aus der Distanz hätte aber auch der Routinier Ochoa nichts ausrichten können, der Schuss strich knapp rechts vorbei. Auch Draxler konnte das Leder nicht im Tor unterbringen und so verstrich die Zeit für das DFB-Team. Deutschland warf alles nach vorne, doch die Mexikaner verteidigten nun im Verbund bärenstark: Die beste Möglichkeit vergab der eingewechselte Brandt, dessen satter Volleyschuss am linken Außenpfosten landete. Zuvor hatte bereits Gomez per Kopf vergeben. Am Ende konnte sich Ochoa über die erste große Überraschung bei diesem Turnier freuen. Auch er zeigte eine starke Leistung und war ein sicherer Rückhalt der Mittelamerikaner.