Drama um Christian Erikson – Fußball trat in den Hintergrund
von Steffen Reichel
Schon von Beginn an setzten die Finnen auf eine stabile Abwehr. Die Taktik der Qualifikation sollte auch gegen die Dänen helfen. Die Finnen versuchten erst gar nicht, gegen die Dänen aufzuspielen, sondern wenn waren es lange Bälle aus der eigenen Abwehr nach vorn, um ggf. mit einem schnellen Konter den Lucky Punch zu landen. So waren es auch die Dänen, die bis zur 43. Minute das Spiel angeben und mehrfach Lukas Hradecky prüften, doch der Leverkusener Schlussmann konnte seine Mannschaft im Spiel halten und wehrte mehrfach Torschüsse ab, nicht immer sicher, aber konsequent.
Sein Gegenüber Kasper Schmeichel hatte ein ruhiges Spiel, denn die Finnen kamen eigentlich nie vor das Tor des Schlussmanns von Leicester City, sodass sich seine Ballkontakte in der ersten Hälfte an einer Hand abzählen ließen.
Überschattet wurde das Spiel ab der 43. Minute durch den Kollaps von Christian Eriksen. Dieser brach ohne Fremdeinwirkung auf der linken Außenbahn zusammen und musste noch auf dem Spielfeld minutenlang reanimiert werden. Er wurde in eine Kopenhagener Klinik gebracht, wo sich sein Zustand im Laufe des Abends stabilisierte und er auch das Bewusstsein wieder erlangte.
Lange Zeit war unklar, ob die Partie fortgeführt werden würde. Christian Eriksen soll per Facetime seinen Mannschaftskameraden aus dem Krankenhaus mitgeteilt haben, dass das Spiel fortgesetzt werden sollte. So wurde das Spiel um 20:30 wieder angepfiffen und um 20:40 begann nach einem Seitenwechsel die zweite Halbzeit. Allen Spielern ist großer Respekt zu zollen, dass sie sich bereit erklärten, die Partie noch zu Ende zu spielen.
Hier erzielte dann der Berliner Joel Pohjanpalo per Kopfball in der 60. Minute den Siegtreffer für Finnland. Kaspar Schmeichel wirkte bei diesem Kopfball überrascht und schaffte es nicht, den Ball abzuwehren. Der Underdog sichert sich wertvolle Punkte in der Gruppenphase, die Dänen wirkten am Ende doppelt geschockt.
Viel kann man nicht zu Kasper Schmeichel sagen, die erste Hälfte bestand ein Ballkontakt, der sich auf die Ausführung eines Freistoßes in seinem Strafraum reduzierte, den er zielsicher zu einem Mitspieler schlug. In der 43. Minute aber merkte man seine Ausstrahlung, seine Energie, als er sofort bei seinem schwerverletzten Mitspieler an der Aussenbahn war, Mitspieler wegscheuchte und damit die nötige Ruhe für die Mediziner schuf, zudem organisierte er mit dem Dortmunder Thomas Delaney eine Abschirmung durch eine Art Ring von Menschen um Eriksen.
In der zweiten Hälfte hatte er bis zur 60. Minute nahezu ebenso wenig zu tun und es hätte ein ruhiger Abend werden können, wenn das nicht dieser Makel des Gegentores wäre. Denn eines sich sicher: Diesen Ball kann, ja eigentlich muss man diesen Ball halten, denn der Kopfball kam nahezu direkt auf den Körper von Kasper Schmeichel. Dieser wirkte allerdings zu überrascht, als das er seine Hände sortieren und hinter den Ball bringen konnte, und die Kugel passierte ihn daher unglücklich auf Hüfthöhe knapp an seinem Körper vorbei ins Tor. Unglücklich... in doppelter Hinsicht.
Der Torwart von Bayer 04 Leverkusen stand eigentlich direkt im Fokus, da die Dänen von der ersten Minute das Spiel bestimmten. Hradecky war aber da, wenn er gebraucht wurde. Er wirkte souverän und auf dem Posten, aber nicht immer so sicher. Zweimal prallten Bälle unglücklich nach vorne ab, doch die Dänen konnten kein Kapital daraus schlagen, sodass seine Paraden schadlos blieben. So konnte er geschickt in der 16. Minute einen Kopfball noch über die Querlatte ditschen und sogar einen Strafstoß zum Ausgleich in der 74. sicher entschärfen. Er ahnte die Ecke und hielt den Elfmeter sicher, so daß die Dänen weiterhin im Rückstand blieben. Nachfolgend war seine Raumverteidigung gefragt und mehrfach klärte er Flanken mit der Faust, blieb dabei in der 87. Minute nicht fehlerfrei, als er sich bei einer Flanke verschätze, doch erneut konnte Dänemarks Offensive nicht davon profitieren.
Alles in allem ein gutes Spiel von Hradecky, dem die Finnen auch einen großen Anteil des Erfolges verdanken.