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Ron-Robert Zieler: Torwart mit Perspektive

Innerhalb von nur zwei Jahren ist Ron-Robert Zieler zu einem der besten deutschen Torhüter aufgestiegen. Hannovers Nummer Eins profitiert dabei von seiner Ausbildung bei einem der erfolgreichsten Klubs der Welt – und wird als Nummer 3 nach Brasilien mitfahren.

Köln ist eine fröhliche Stadt. Das weiß jeder, der schon mal da war. Nicht nur währenddes Karnevals, wenn die Stadt in einen tagelangen Rauschzustand verfällt und sich selbst, das Leben und das nächste und übernächste Glas Kölsch feiert wie die Meisterschaft des FC. Aber ganz bestimmt gibt es in dieser fröhlichen Stadt ein paar Menschen, die noch immer einen Stich im Herzen verspüren, wenn sie den Namen „Ron-Robert Zieler“ hören.

Zieler ist in Köln geboren, 1999 kam er als talentierter Zehnjähriger zum großen „Eff -Zeh“ und durchlief in den folgenden sechs Jahren die Jugendmannschaften. Die Kölner investierten Zeit, Geduld und Geld, um den Rohdiamanten zu schleifen. Bis 2005 Manchester United anfragte, um Zieler in die eigene Jugend zu lotsen. Der Kölner Jung wollte und sein Klub ließ ihn gehen. Was für ein Fehler. Der dürre Teenager reifte zu einem exzellenten Schlussmann, der von der U16 bis zur U20 in sämtlichen Jugendnationalmannschaften spielte und inzwischen als Stammtorwart von Hannover 96 zum erweiterten Kader der A-Nationalmannschaft gezählt wird. Was würden die Kölner heute dafür geben, solch ein Eigengewächs in ihren Reihen zu wissen?

Köln spielt im Denken des Fußballers Zieler heute keine Rolle mehr. Er sagt: „Der Startpunkt meiner Profi -Karriere war Hannover 96.“ Bei United kam er über die Rolle des Talents nicht hinaus, fünf Spiele in der Manchester-Reserve plus zwei Partien für den Drittligisten Northampton Town im Zuge einer Ausleihe - zu mehr praktischer Erfahrung im Herren-Bereich reichte es nicht. 2009 verletzte er sich nach einem Zusammenprall mit einem Gegenspieler. Die ganz große Karriere beim Spitzenteam Manchester United traute man ihm nicht mehr zu. »Auch das gehört zur Ausbildung dazu«, findet Zieler, »dass man einen Weg findet, solche Rückschläge zu verarbeiten. «Die Chance dazu bot sich 2010, als Bundesligist Hannover 96 den damals 21-Jährigen ablösefrei aus Manchester erwarb. »Ich hatte bei United sehr lehrreiche Jahre, aber jetzt war es an der Zeit, den nächsten Karriereschritt zu wagen«, sagt Zieler rückblickend im TORWART-Interview. Dass Zieler sich zunächst hinter Stammkeeper Florian Fromlowitz einreihen musste, darf im Nachhinein als positiv bewertet werden, fand der Kölner doch Gelegenheit, sich an den neuen Arbeitgeber und das Niveau in der Bundesliga zu gewöhnen.

Zielers Leistungen im Training machten spätestens im Wintertrainingslager nachhaltigen Eindruck auf den damaligen Trainer Mirko Slomka, der den bis dahin noch relativ unbekannten Torwart im ersten Rückrundenspiel überraschend einsetzte. Beim 3:0-Sieg gegen Eintracht Frankfurt blieb Zieler fehlerlos. Hannover 96 hatte eine neue Nummer 1. Bitter für Florian Fromlowitz, der 96 nach der Saison verließ und seitdem nie wieder in der ersten Liga gespielt hat. Zugleich der Beginn einer bis heute beeindruckenden Torwart-Karriere. »Ich habe den Anspruch an mich selbst, jeden Tag besser zu werden«, sagt Ron-Robert Zieler. So spricht ein Profi mit großen Zielen.

„Mir war es immer wichtig, mich weiterzuentwickeln, noch erfolgreicher zu sein“, so Zieler. In Hannover ist Zieler zum Nationalspieler gereift. Am 19. August 2011 wurde er von Joachim Löw erstmals nominiert, Torwarttrainer Andreas Köpke begründete die Einladung Zielers für die EM-Qualifikationsspiele gegen Polen und Österreich so: „Ron-Robert ist ein junger Torwart, der seit Anfang 2011 als Stammtorwart in der Bundesliga spielt, seit seinem ersten Einsatz zu Beginn der Rückrunde sehr, sehr gute Leistungen gebracht hat und an diese Form auch in der laufenden Saison nahtlos angeknüpft hat. Er hat großen Anteil daran, dass sein Verein Hannover 96 in die Europa-League-Qualifikation gekommen ist und damit gute Chancen hat, im attraktiven internationalenn Geschäft dabei zu sein.“ Sein Debüt feierte er schließlich am 11. November 2011 beim 3:3 gegen die Ukraine – die „Bild“-Zeitung titelte anschließend gewohnt energisch: „Zieler war die ärmste Sau“. Löw und Köpke waren trotzdem zufrieden und nahmen Zieler als dritten Torwart mit zur EM 2012 nach Polen.

„Die Nationalmannschaft ist eine großartige Erfahrung“, beschreibt es Zieler. „Du trainierst mit den Besten und spielst gegen die Besten. Besonders bei einer EM.“ Ob Zieler jemals die deutsche Elf bei einem großen Turnier als Stammkeeper anführen wird, ist allerdings eher unwahrscheinlich, Manuel Neuer ist nur drei Jahre älter als der 96-Mann und, wenn ihn keine schlimmen Verletzungen aufhalten, in den kommenden Jahren gesetzt. In den Himmel will Zieler den Kollegen vom FC Bayern aber nicht loben, so viel Konkurrenzkampf muss sein: »Ich glaube nicht, dass ich mir von Manuel etwas abschauen muss. Die Spitzenkeeper in Deutschland sind alle auf einem sehr hohen Niveau, der qualitative Unterschied ist sehr gering.« Wirklich heimisch geworden ist Zieler bei der DFB-Elf allerdings noch nicht. Auch sein zweiter Einsatz, am 12. August 2012 gegen Argentinien, verlief mehr als unglücklich: Nach einer Notbremse in der 30. Minute flog Zieler vom Platz - und ist damit der erste deutsche Nationaltorwart, dem jemals diese „Ehre“ zuteil geworden ist.

Zieler wird auch das als Teil eines fortwährenden Lernprozesses akzeptieren – eine Einstellung, die ihm während der Jahre in England eingeimpft wurde und die ihm Anerkennung der Nationaltrainer eingebracht hat. Zwar wurde Zieler für die Länderspiele im Herbst gegen Italien und England nicht nominiert, aber er selbst bestätigte, dass „Andreas Köpke mir mitgeteilt hat, dass sie mit meinen Leistungen zufrieden sind. Ich habe die WM 2014 fest im Blick“. Negativ auf seine weitere internationale Karriere könnte sich der ausbleibende Erfolg seines Arbeitgebers auswirken. 2011 und 2012 erreichte Hannover die Europa League, die vergangenen Saison schlossen die Niedersachsen auf Platz neun ab, aktuell krebst Hannover in der unteren Tabellenhälfte herum. Das ist zu wenig für die Ansprüche des Klubs und seines ehrgeizigen Torwarts, der selbst sagt: „Wenn man mit Hannover in der Europa League spielt, wird man im ganzen Land wahrgenommen.“ Heißt auch: In der Bundesliga hat Hannover noch immer das Image der grauen Maus, für einen Torwart eines solchen Klubs ist es schwieriger, auf sich aufmerksam zu machen als anderswo. Prompt tauchten Anfang November Gerüchte auf, wonach Schalke 04 sehr an einem zukünftigen Engagement Zielers interessiert sei. Der hat allerdings bei Hannover 96 einen Vertrag bis Sommer 2015 unterschrieben und fühlt sich nach eigener Aussage wohl bei seinem Klub: „Ich bin nun schon einige Jahre hier und identifiziere mich mit Hannover 96.“

Wohin der Weg auch geht, vermutlich führt er den gebürtigen Kölner nicht zurück zum 1. FC in die Heimat. Dafür ist zu viel Wasser den Rhein runtergeflossen, dafür ist Ron-Robert Zieler inzwischen auch einfach zu gut geworden. An ein paar traurige Gestalten in der Karnevalshochburg Köln wird man sich wohl gewöhnen müssen


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