Daniel Davari (26) ist die Nummer 1 im Tor von Eintracht Braunschweig. Im torwart.de-Interview erläutert der Deutsch-Iraner u.a. warum er sich vom Handballtorwart zum Fußballtorwart umschulen ließ, wie in Braunschweig in der Bundesliga gearbeitet wird und welche Chancen er sich im iranischen Tor bei der WM 2014 in Brasilien ausrechnet.
torwart.de: Wie wichtig waren der 3:1 Sieg zu Hause gegen Mainz und der Punktgewinn in Leverkusen?
Daniel Davari: Extrem wichtig. Damit haben wir den Anschluss an den Relegationsplatz gehalten. Auch die Art und Weise, wie wir gespielt haben und wie wir den Sieg mit aller Macht wollten, lässt uns weiter auf den Klassenerhalt hoffen.
torwart.de: Die letzen Ligaspiele waren sehr erfolgreich für Euch. Wie optimistisch bist Du, dass ihr den Klassenerhalt schaffen könnt?
Davari: Die Leistung der Mannschaft stimmt mich positiv. Ich denke, wir haben einen extremen Willen und große Leidenschaft gezeigt. Wir möchten uns nicht ankreiden lassen, dass wir nicht alles geben. Jetzt müssen wir auf jeden Fall weiter dran bleiben. Die Spiele werden zwar nicht leichter, aber wir haben schon gezeigt, dass wir auch gegen obere Teams unangenehm sein können. Jeder weitere Punktgewinn lässt uns weiter auf den Klassenerhalt hoffen. Wir sind von der Tabellensituation her auch nicht komplett abgeschlagen. Deshalb sollten wir bis zum letzten Spieltag alles geben.
torwart.de: Du wirkst sehr ruhig und abgeklärt in den Spielen. Wie empfindest du den Druck gerade als Torhüter und wie gehst du damit um?
Davari: Den Druck als Torwart hat man ja immer. Das ist eine spezielle Position. Damit muss man sich anfreunden bzw. man muss sich im Klaren sein, dass jeder kleine Fehler direkt zum Gegentor führen kann. Ich komme mit dem Druck relativ gut klar, wobei ich mich auch erst daran gewöhnen musste. Das ist auch ein Lernprozess.
torwart.de: Hast du dabei bestimmte Strategien? Arbeitest du auch im mentalen Bereich?
Infos Daniel Davari:
- Nationalität: Iran/Deutschland
-
Geburtstag: 06.01.1988
-
Geburtsort: Gießen
-
Größe
(cm): 1,92
-
Bundesligaspiele: 23
-
Länderspiele: 3 für Iran
Davari: Ja, ich arbeite schon seit längerer Zeit mit einem Mentaltrainer zusammen. Es ist für einen Torwart extrem wichtig, dass man auch im Kopf klar und fokussiert ist. Ich denke, das ist nochmals ein Stück weit anders als bei einem Feldspieler. Als Torwart hat man mehr Zeit zum Nachdenken und ist daher mental mehr gefordert. Insofern finde ich es nicht verwerflich, wenn man sich die nötige Hilfe in diesem Bereich dazu holt.
torwart.de: Wie läuft so ein Mentaltraining genau ab? Kannst du dies ein bisschen näher beschreiben?
Davari: Das ist schwierig zu erklären. Das läuft sehr individuell ab und ist persönlich abgestimmt. Mit Braunschweig hatten wir die letzten Jahre auch eine mentale Betreuung auf Vereinsebene. Da werden uns noch mal Dinge klar aufzeigt, die wir erreichen können oder wo es vielleicht hakt.
torwart.de: Gibt es spezielle Abläufe oder Methoden bei der Spielvorbereitung?
Davari: Ich bin jetzt in einem Alter angekommen, in dem ich weiß, was ich brauche bzw. welches Gefühl ich vor einem Spiel brauche. Dieses Gefühl versucht man dann immer herzustellen, so dass man sich schon vor dem Spiel in eine Art „Flow“ begibt, um eine perfekte Leistung abzurufen.
torwart.de: Dein erstes Bundesligaspiel war bei Borussia Dortmund vor 80.000 Zuschauern. Was ist da in dir vorgegangen? Welche Gefühle hattest du?
Davari: Das war unbeschreiblich. Als kleines Kind war ich Dortmund Fan und wollte immer mal in diesem Stadion und in der Bundesliga spielen. Es ist mein Traum gewesen, in der Bundesliga zu spielen. Vor daher bin ich überglücklich, dass ich es so weit geschafft habe. Dahinter steckt natürlich auch harte Arbeit. Gerade in der momentan prekären Tabellensituation ist es nicht immer einfach. Ich versuche aber trotzdem jedes Spiel zu genießen und sehe als Privileg, in dieser Liga spielen zu dürfen. Die Bundesliga macht mir unheimlich Spaß. Jetzt versuche ich aber, weiter zu gehen und hoffe, dass dies nicht das Ende der Fahnenstange war.
torwart.de: Welches waren für Dich die größten Umstellungen beim Wechsel von der 2. auf die 1. Bundesliga?
Davari: In der 2. Bundesliga waren wir in den meisten Spielen die spielbestimmende Mannschaft, so dass als Torwart weniger zu tun ist als jetzt in der 1. Bundesliga. Das Spiel in der 1. Liga ist viel schneller und als Torwart musst Du bis zu letzten Sekunde voll konzentriert sein. Die Klasse der einzelnen Spieler ist überragend und Fehler werden in der 1. Liga sofort genutzt. Auch bei Weitschüssen und im Flankenbereich gibt es merkliche Unterschiede zur 2. Bundesliga.
torwart.de: In Braunschweig gibt es ja seit einiger Zeit eine spezielle Torwartsituation. Du lieferst dir mit Marjan Petkovic eine enges Kopf an Kopf Rennen und es gab häufig Wechsel. Wie gehst du damit um?
Davari: Konkurrenz ist immer Teil des Geschäfts. Damit muss man sich arrangieren. Ich habe versucht mich auf mich zu konzentrieren und an dieser Situation zu wachsen und mich zu verbessern.
torwart.de: Welchen Einfluss hatte diese Konstellation auf deine Entwicklung?
Davari: Wir haben dies ja über Jahre schon so gehabt, von daher ist es nichts Neues mehr für mich. Unser Trainer handhabt das gerne so, nicht nur auf der Torwartposition. Jeder hat die Chance sich zu zeigen und dann auch zu spielen. Er hat die Philosophie, dass es keine Stammplatzgarantie gibt. Ich denke, das treibt nochmals zusätzlich die eigene Leistung an.
torwart.de: Nach dem Aufstieg in die Bundesliga gab es ja einige kritische Aussagen, Braunschweig könnte auf der Torwartposition ein Problem haben. War dies für euch ein zusätzlicher Ansporn?
Davari: Ich persönlich habe das ehrlich gesagt gar nicht so richtig mitbekommen. Ich lege da auch nicht viel Wert darauf. Wichtig ist die Meinung meiner Trainer und meiner Bezugspersonen. Ich versuche mein bestes zu geben. Alles andere kann ich nicht beeinflussen. Natürlich gibt es immer auch kritische Stimmen, das ist normal.
torwart.de: Wenn wir noch etwas weiter zurück gehen in deiner Karriere. Wann hat sich abgezeichnet, dass die Bundesliga ein realistisches Ziel sein könnte?
Davari: Das ist schwer zu sagen. Den Traum oder das Ziel hatte ich ja immer. Natürlich läuft es aber nicht immer so, wie man es sich vorstellt. Gerade bei mir war es viel auf und ab und es gab einige Rückschläge.
Ich habe von der Oberliga an jede Liga mitgemacht und mich langsam hochgearbeitet. Mit dem Aufstieg mit Braunschweig in die 2. Liga und den 30 Spielen, die ich in der zweiten Liga gemacht habe, wurden die Ambitionen dann größer und ich habe gesehen, dass ich auch das Zeug für die 1. Bundesliga habe. Mit letztjährigen Aufstieg wurde der Traum nun Wirklichkeit.
torwart.de: Insofern unterscheidet sich dein Karriereverlauf von vielen anderen jungen Torhütern in der Bundesliga, die den Weg über die Nachwuchsleistungszentren gegangen sind. Welchen Weg findest du besser?
Davari: Schwer zu sagen. Ich kann natürlich nur meinen Weg beurteilen. In Braunschweig habe ich in der 3. Liga angefangen und habe dort auf der Bank gesessen. Das war ein langer Weg. Aber ich bin froh, dass mir der Verein über die gesamte Zeit das Vertrauen ausgesprochen hat. Somit konnte ich zwei Aufstiege mitmachen und habe meine Spiele bekommen.
torwart.de: Dies zeigt, dass der Verein auf der Torwartposition langfristig plant und nicht auf einen Torwart ausgerichtet ist. Wer im Verein gibt hier die Strategie vor?
Davari: Ich bin zusammen mit unserem Torwarttrainer Alexander Kunze vor fünf Jahren nach Braunschweig gekommen. Dieses Team mit ihm und den Torhütern hat sich seit dem überhaupt nicht verändert. Von unserem Torwarttrainer wird sehr viel Wert auf den Zusammenhalt der Torhüter gelegt. Wir sehen es so, dass wir die Erfolge gemeinsam erreicht haben. Marjan Petkovic hat z.B. in der 3. Liga viel gespielt und hat somit zum Aufstieg beigetragen. Ich dagegen konnte dann in der 2. Liga viele Spiele machen. Beide haben also einen Anteil daran, dass wir jetzt in der 1. Bundesliga spielen.
torwart.de: Wie waren die Anfänge deines Torwartspiels?
Davari: Ich habe in der Jugend lange Zeit Handball gespielt, auch als Torwart. Parallel dazu habe ich bei meinem Heimatverein in Gießen Fußball gespielt. Dort allerdings im Feld als Stürmer. Erst so mit ca. 14 Jahren habe mich komplett für Fußball entschieden. Nach kurzer Zeit bin ich auch dort ins Tor gekommen. Mein Opa war auch schon begeisterter Torwart. Dazu kam meine Größe, so dass die Torwartposition sehr nahe lag. Nach kurzer Zeit wurde ich schon zu den Auswahllehrgängen zur U15 eingeladen und dann kamen die ersten Anfragen von einigen Bundesligisten. Unter anderem wegen der Nähe und aufgrund des Jugendkonzepts habe ich mich dann für die U16 des FSV Mainz 05 entschieden.
Kommentare (0)
Keine Kommentare vorhanden!