Rönnows Weg war nur selten geradelinig
Der Weg von Frederik Rönnow war in den letzten Jahren nur selten geradlinig und schon auf den ersten Blick erfolgreich. Der dänische Nationaltorhüter wurde 04.08.1992 in Horsens geboren und wuchs auch in der Stadt an der jütischen Ostküste auf. Dort erlebte der 1,90 große Torhüter auch seine fußballerische Ausbildung. Zunächst spielte Rönnow beim Amateurklub Stensballe Ik und trat dann später dem AC Horsens bei. Dort unterschrieb er einen Tag nach seinem 18. Geburtstag seinen ersten Profivertrag.
Erste Schritte im Profibereich
Sein Debüt in der Liga gab der Torhüter am 31.03.2012 in der dänischen Superliga gegen Aalborg BK. Dieses Spiel konnte mit 1:0 gewonnen werden. Zuvor konnte Rönnow zwar schon mehr oder minder regelmäßige Einsätze für sich verbuchen, doch nach seinem Debüt in der Liga konnte sich der nunmehr 19-Jährige als Stammtorhüter etablieren. So erreichte man noch in der Saison 2011/2012 das Finale des dänischen Pokals, musste sich dort aber knapp dem FC Kopenhagen geschlagen geben. In der Liga reichte es letztlich für den vierten Rang. Dadurch konnte Horsens die Qualifikation für die Europa League bestreiten, schied dort aber gegen Sporting Lissabon aus. In der Liga absolvierte der Keeper 33 Spiele für seine Mannschaft, stieg aber als Tabellenelfter ab. Es folgte eine Leihstation bei Esbjerg fB, bei dem ein Kuriosum begann. Dies war der erste Vereinswechsel von Rönnow, bei dem er unmittelbar auf Lukas Hradecky folgte. Zwei weitere Wechsel ereigneten sich später diesbezüglich noch.
Das Etablieren auf gehobenen Niveau
In Esbjerg lief es für Rönnow wieder deutlich besser. Erneut spielte er in der Europa League, kam dort zu 8 Einsätzen, verletzte sich aber im Verlauf der Saison und konnte anschließend seinen Stammplatz nicht zurückerobern. Dadurch wurde auch sein Leihvertrag nicht verlängert und Rönnow kehrte zu Horsens in die zweite Liga zurück und absolvierte dort 11 Einsätze in der Liga. Der Aufstieg wurde aber mit dem 6. Tabellenplatz verpasst.
Im Sommer 2015 erfolgte der Wechsel zu Bröndby IF. Mit Bröndby spielte Rönnow jeweils die Qualifikation zur Europa League und sah im ersten Jahr in der Quali zur Europa League einmal die Rote Karte. Die Saison schloss der dänische Traditionsklub auf dem vierten Rang ab. Im zweiten und dritten Vertragsjahr wurde Rönnow mit Bröndby jeweils Vizemeister. Dabei war er zwar Stammtorwart, konnte aber die Spielzeiten jeweils nicht komplett durchspielen, da er häufiger mit Verletzungen ausfiel.
Schwieriger Start in der Bundesliga
2018 gab es in Frankfurt einen Aufschrei, als im Frühjahr der ablösefreie Weggang von Lukas Hradecky bekannt gegeben wurde. Dieser hatte sich in drei Jahren als Nachfolger von Kevin Trapp etabliert und schien ebenso wie Trapp zuvor eine große Lücke in Frankfurt zu hinterlassen. Der Unmut der Fans war durchaus vorhanden, doch konnte Hradecky die Fans milde stimmen mit dem DFB Pokalsieg.
Kurios war dann im Sommer 2018 die Nachfolge vom finnischen Sympathieträger. So verkündete die Eintracht die Verpflichtung von Frederik Rönnow und so mancher kundiger Fan konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, denn ebenjener damals 25-jährige Däne hatte eine besondere Bindung zu seinem Vorgänger, so war Hradecky sowohl bei Esbjerg als auch bei Bröndby IF der unmittelbare Vorgänger Rönnows. Die Station bei der Eintracht war der Hattrick. Zum dritten Mal folgte Rönnow auf Hradecky. Die Eintracht ließ auch sofort keinen Zweifel daran, dass man sehr zurück zufrieden mit der Verpflichtung Dänemarks Nummer 2 war. Doch der Beginn verlief alles andere als erfolgsversprechend. Der Torhüter konnte Teile der Vorbereitung nur individuell bestreiten, immer wieder kämpfte er mit Kniebeschwerden. Darüber hinaus geriet auch das Supercup- Finale gegen die Bayern vor heimischer Kulisse zum Debakel. Bei der damaligen 0:5 Klatsche zeigte der Neuzugang alles andere als eine gute Leistung. Dies und die scheinbare Verletzungsanfälligkeit des Dänen sorgte damals dafür, dass die Eintracht am vorletzten Tag der Transferperiode Ende August Kevin Trapp zurück holte und den deutschen Nationaltorhüter für ein Jahr von Paris Saint-Germain auslieh.
In ebendieser Saison sorgte die Eintracht für Furore. Man zog spektakulär ins Halbfinale de Europa League ein, spielte in der Liga zeitweise um die Qualifikation zur Champions League mit und nebenbei wurde auch noch die „Büffelherde“ weit über die Grenzen der Bundesliga hinaus bekannt. Mittendrin dabei war Kevin Trapp, während die eigentlich zukünftige Nummer 1, Frederik Rönnow, zumeist nur außen vor war. Auch im Jahr darauf wurde es zunächst nicht besser. Trapp, von Verein und Medien mittlerweile zum Aushängeschild der Hessen auserkoren, wurde fest verpflichtet, Rönnow wiederum öffentlich zur festen Nummer 2 degradiert. Doch der Däne bekam aufgrund einer Verletzung Trapps im Herbst deutlich mehr Einsätze als im Jahr zuvor. In dieser Situation konnte sich Frederik Rönnow beweisen und er zeigte Leistung.
Mit dem Dänen im Tor konnte man die Schwergewichte Bayer 04 Leverkusen (3:1) und Bayern München (5:1) jeweils regelrecht aus dem Stadion fegen. Vor allem gegen die Werkself zeigte Rönnow, der kurz zuvor zum ersten Mal Vater wurde, eine sensationelle Leistung und war auch in den Wochen darauf maßgeblich am weiteren Erfolg beteiligt. Doch just in der Phase, in der sich der Torwart zunehmend etablieren konnte, wurde er erneut von einer Verletzung ausgebremst. Die Nummer 3 der Eintracht, Wiedwald, spielte fortan. Plötzlich legte die Eintracht eine Niederlagenserie hin, die erst wieder mit Trapp im Tor gestoppt werden konnte. Dieser kam dann zur Rückrunde zurück, während Rönnow noch angeschlagen war. Gleichsam wurde der Konkurrenzkampf zwischen beiden Torhütern in Frankfurt immer mehr zum Politikum. So musste der langjährige Frankfurter Torwarttrainer Manfred Petz überraschend im Januar 2020 gehen und wurde von der bisherigen Nummer 3, Jan Zimmermann ersetzt. Zu dieser Zeit kam das Gerücht im Frankfurter Umfeld auf, dass Petz während der Saison gehen musste, da er sich intern für Rönnow als Nummer 1 stark gemacht habe.
Bestätigt wurde dieses Gerücht natürlich nie, aber der Däne selbst lieferte Hinweise darauf. Ein Jahr später, Rönnow war nunmehr an den FC Schalke 04 ausgeliehen, ließ der Torwart seinem Unmut freien Lauf und bestätigte indirekt dieses Gerücht, indem er selbst davon sprach, dass die sportlich Verantwortlichen einen Kevin Trapp unbedingt aus vereinspolitischen Gründen im Tor sehen wollten. Die jeweilige Leistung der Torhüter wäre in diesem Zusammenhang zweitrangig gewesen. In der Tat hatte Kevin Trapp seit seiner Rückkehr nach Frankfurt auch schwächere Phasen, agiert aber wiederum seit Herbst 2021 auf einem herausragenden Niveau. Dass Rönnow auch in den Spielen, in denen er spielte, durchaus ebenbürtig agieren konnte, zeigte der Däne mehrfach. Doch die Zeit in Frankfurt für Rönnow wurde nicht besser. So wurde er Schalke verliehen, dass nun endlich im dritten Jahr in der Bundesliga sein Durchbruch erfolgen sollte.
Doch der Wechsel nach Schalke entpuppte sich für den nunmehr 28-Jährigen als Fiasko. Die Unruhen im kompletten Schalker Umfeld brachten auch Rönnow aus der Ruhe. Über die gesamte Spielzeit hinweg duellierte er sich hierbei mit Ralf Fährmann, konnte sich er aber nicht nachhaltig durchsetzen, was zum einen wieder an seiner erneuten Verletzungsanfälligkeit und auch einer vereinspolitischen Entscheidung lag. Trainer Grammozzis, der den seinerzeit bereits stark abstiegsbedrohten Verein übernommen hatte, stellte Fährmann wieder ins Tor, da Rönnow lediglich ausgeliehen war und keine Chance auf eine Verpflichtung über die Spielzeit hinaus aus finanziellen Gründen bestand. Dabei war Rönnow in einer häufig desolaten Schalker Mannschaft noch oftmals ein Lichtblick, zeigte aber auch einige wenige gravierende Patzer. In 11 Bundesliga-Spielen für Königsblau musste Rönnow 25 Gegentore hinnehmen, blieb gleichzeitig auch in keinem Spiel ohne Gegentreffer.
Wechsel zu Union und Durchbruch in der Bundesliga
Beinahe folgerichtig erfolgte dann der Transfer im Sommer zu Union Berlin. Immerhin eine Million überwiesen die Eisernen nach Frankfurt, um Rönnow loszueisen. Doch auch in Berlin schien sich das Blatt für Rönnow zunächst nicht zu wenden. Ein solider Andreas Luthe spielte weiterhin, nachdem der dänische Nationaltorhüter aufgrund der Europameisterschaft erst spät in die Vorbereitung beim neuen verein einsteigen konnte. Doch in dieser Saison zeigte Andreas Luthe mitunter eben auch Schwächen. Spätestens beim 0:4 gegen die Bayern wurden die Schwächen bei Luthe, der immerhin auch 6 Jahre älter als sein Konkurrent ist, sichtbar. Fußballerisch war Rönnow besser, ist darüber hinaus mit starken Reflexen ausgestattet und zeigt ein dieser Saison eine beeindruckende Ruhe in seinen Einsätzen. Die Spielzeit konnte mit dem Dänen als nunmehr klare Nummer 1 auf dem 6. Tabellenplatz abschließen, was den Köpenickern die Qualifikation zur Europa League einbrachte.
In der neuen Saison war Rönnow von Beginn an als klare Nummer 1 gesetzt, Konkurrent Andreas Luthe wechselte im Sommer gar den Verein und ging zum Zweitliga-Aufsteiger Kaiserslautern. Für die Eisernen lief der Saisonstart außerordentlich gut und man konnte bis einschließlich des 12 Spieltages die Tabellenführung ergattern und behalten. Dabei konnte Rönnow immer wieder auch als starker Rückhalt einer in sich sehr geschlossenen Mannschaft überzeugen und entpuppte sich mit seiner Mannschaft als die Überraschung im ersten Saisondrittel. Beim letzten Gruppenspiel der Europa League zog sich Rönnow noch eine Muskelverletzung zu, sodass er vor der WM in den letzten 3 Ligaspielen nicht zum Einsatz kommen konnte.
Kommentare (0)
Keine Kommentare vorhanden!