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Andriy Pyatov (Ukraine): “Torhüter zu sein ist die schwierigste Position”

von T. Schlitzke & M. Schäfer

Andriy Pyatov (FC Shakhtar Donetsk) ist die Nummer eins beim Nationalteam der Ukraine. Vor dem Schlager gegen Deutschland konnte torwart.de mit dem Torhüter reden. Dabei erklärt er, wie sehr er sich auf die EURO freut und was er von Manuel Neuer hält.

torwart.de: Andriy, wie bist du eigentlich in das Tor gekommen?

Andriy Pyatov: Es fing alles bei mir in der Jugend an. Ein guter Freund von mir nahm mich mit sieben Jahren zu einer Fußballschule und dort fing ich dann an zu spielen. Mir gefiel es sofort, aber ich fing erst im Feld an. Aber durch meine Größe, schon damals war ich deutlich größer als alle, schickte man mich dann ins Tor.

torwart.de: Was bedeutet es für dich Torwart zu sein?

Pyatov: Nur mit der Zeit realisiert du, wie schwierig es ist, Torhüter zu sein. Nicht nur ein guter Torhüter zu werden, ist schwierig: Vor allem das Niveau zu halten ist die Herausforderung. Du musst über Jahre Schweiß und Disziplin opfern. Nur dann kannst du Erfolg haben. Eine vermeintlich einfache Parade kostet dich jahrelanges, hartes Training. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass der Torhüter die schwierigste Position auf dem Feld hat. Auch psychisch kommt einiges auf dich zu: Du musst in absoluter mentaler Top-Verfassung sein und mit Fehlern gut umgehen können. Aber ich liebe meinen Job.

torwart.de: Die alte „sowjetische Fußballschule“ war bekannt für ihren Erfolg. Gibt es diese noch?

Pyatov: Klar, wir fühlen diesen Hauch immer noch, aber wir werden immer westlicher in unserem Stil. Für uns ist das schwierig, da diese Schule sehr traditionell war. Aber es wurden viele Anstrengungen unternommen, das zu ändern. Ich kenne fast alle Torhüter-Trainer in der Ukraine und diese Herren reisen sehr oft nach München oder Barcelona, um dort etwas abzuschauen. Fußball verändert sich täglich und wir sind zumindest im Zeitgeist angekommen.

torwart.de: Kommen wir auf die EURO 2016. Du hast alle 12 Quali-Spiele absolviert. Bist du die klare Nummer eins?

Pyatov: Ich habe nie den Anspruch erhoben, dauerhaft die Nummer eins zu sein. Ich muss meinen Platz in jedem Training und Spiel immer wieder beweisen. Konkurrenz hält mich wach und lässt mich noch härter arbeiten. Und am Ende entscheidet der Coach.

torwart.de: Welche Taktik wird die Ukraine bei der EURO 2016 haben?

Pyatov: Das hängt natürlich ganz vom Gegner ab. Zum Beispiel muss ich zugeben, dass wir gegen Deutschland nicht das Spiel dominieren und zunächst abwarten werden. Aber wir können durchaus gegen Nord-Irland oder Polen das Spiel machen. Wir machen unsere Taktik aber immer abhängig vom Gegner und studieren diesen genau.

torwart.de: Freust du dich auf das Duell gegen Manuel Neuer und was kannst du über ihn sagen?

Pyatov: Absolut. Ich denke, dass man jemanden so großartigen wie Manuel nicht mehr viel beschreiben muss. Er ist einer der besten Torhüter der Welt und es ist eine Ehre für mich gegen ihn zu spielen.

torwart.de: Hast du die persönlich mit den Gegner beschäftigt?

Pyatov: Ich habe die drei Teams nicht im Detail verfolgt. Klar, einiges weiß auch ich. Robert Lewandowski hatte eine tolle Saison mit Bayern. Aber richtig befassen tue ich mich erst vor dem Spiel.

torwart.de: Du wirst bald 32. Träumst du noch mal vom Ausland, der Bundesliga vielleicht?

Pyatov: Vielleicht, aber ich weiß das auch realistisch zu sehen. Bei FC Shakhtar Donetsk habe ich viele Titel geholt und eventuell möchte ich auch hier meine Karriere beenden. Denn aktuell bin ich ganz zufrieden.

torwart.de: Es wird deine vierte Europameisterschaft sein. Wie aufgeregt bist du?

Pyatov: Ich freue mich natürlich auf das Turnier. Es ist etwas anders als bei der Heim EM, als wir uns nicht qualifizieren mussten. Alles war vertraut. Aber jedes Turnier ist ein besonderes. Wir möchten uns auf jeden Fall für die nächste Runde qualifizieren und dann weitersehen.

torwart.de: Erwartest du neue Talente nach der EURO wie damals bei der WM mit Keylor Navas oder Raul Bravo?

Pyatov: Die meisten Torhüter sind ja schon bekannt der großen Nationen. Aber bei 24 Ländern gibt es sicherlich Überraschungen, wie etwa Island, Ungarn oder Albanien. Daher bin ich gespannt!

torwart.de: Kommen wir zum Material, wie wichtig ist die Material?

Pyatov: Der Torhüter hat eine besondere Beziehung zum Material, wie die Schuhe für den Spieler. Ich selbst habe da ganz eigene Anforderungen an Material und Schnitt. Während der EM werde ich auch meinen Ausrüster Uhlsport treffen, mit denen ich seit vier Jahren einen Vertrag habe und dann unsere Zusammenarbeit besprechen. Aber ich bin sehr zufrieden, wie es bisher lief!

torwart.de: Danke sehr.

Pyatov: Gerne doch.

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