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Sven Seeg - "lost" bei torwart.de (20.08.09)

Der große Profitraum


„torwart.de – Lost“ Eine neue Serie auf torwart.de handelt von Fußballern, die plötzlich von der Bildfläche verschwanden. Sei es durch Verletzungen, neuen Perspektiven oder letztlich, weil sie sie nicht als Profis etablierten konnten.

Teil II der Serie bildet Sven Seeg. Heute 30 Jahre alt und Vertragsamateur beim VfR Heilbronn.

Der Name Sven Seeg ist heute vielen Fußballfans unbekannt. Nur noch Wenige dürften sich an 1996 erinnern, wo der (vermeintliche) Stern des jungen Nachwuchskeepers aufging. Mit dem krassen Außenseiter VfR Heilbronn gewann Seeg damals den DFB-Pokal der A-Junioren und stieg in die Regionalliga, damals höchste Spielklasse, auf. Fachmänner und Trainer bescheinigten dem Torhüter riesiges Talent. Doch mehrere Anläufe in den Profifußball scheiterten.

Es war einer dieser Tage, den Sven Seeg so schnell nicht vergisst. 1996 im DFB-Pokalhalbfinale (A-Junioren) stand der VfR Heilbronn als damaliger Jugend-Verbandsligist (höchste Spielklasse) etwas überraschend gegen den TSV 1860 München im Halbfinale. Vor 4.000 Zuschauern im benachbarten Böckingen war es auch Seeg, der zum fulminanten 2:0-Sieg gegen die „Löwen“ beitrug. Selbst überregionale Zeitungen berichteten über den „Wunderkeeper“ aus Franken. „Dieses Spiel war sicherlich eines meiner Highlights meiner Karriere“, erklärt der Keeper auch heute noch mit einem leichten Lächeln. Gesteigert wurde dieser Erfolg nur durch den Finalsieg über Energie Cottbus. Der VfR Heilbronn stieg zudem im selben Jahr in die höchste Spielklasse, die neu gegründete Jugend-Regionalliga, auf. Talentspäher wurden auf die Junioren aufmerksam. Doch nur zwei Spieler schafften wirklich den Sprung zu den Profis. Den Grund dafür erklärt der Keeper: „Die beiden waren im älteren Jahrgang. Alle anderen waren noch im jüngeren Alter, deshalb auch nicht interessant.“ So musste auch Seeg sich gedulden. Doch der Profitraum begann schon viel früher.

Nachdem der Torwart beim VfR Heilbronn in der D-Jugend spielte, wollte er mit seinem Vater eher aus Interesse und Spaß an einem Fußballernachwuchstag beim VfB Stuttgart teilnehmen. Währenddessen fiel den Spähern des Bundesligisten schon dort das große Talent des jungen Spielers auf. So kam er in der C-Jugend dann in die schwäbische Landeshauptstadt. Und der Traum des Profiseins begann. „Natürlich habe ich mir damals ausgerechnet, eines Tages Profi zu sein“, erklärt Seeg. Die Grundlagen holte er sich damals schon im Training mit Eberhard Trautner. Sofort wurde Seeg Stammspieler. Aber die Realität holte den Nachwuchsmann schnell ein. Im zweiten Jahr B-Jugend war Seeg ab der Winterpause nur noch Nummer zwei: „Andere Komponenten als Leistung spielten da eine Rolle.“ Manch einer hätte eine besondere Beziehung zum Vater seines Konkurrenten gehabt und für Seeg war dann kein Platz mehr. „Man kann schon sagen, dass ich damals das erste Mal einen Knick in meinem Karrieretraum hatte.“ Zurück nach Heilbronn begann dann wieder die zweite Hoffnung.

Kein Profiverein klopfte an

Ein Profiverein war es zwar nicht, der sich meldete, aber Seeg bekam beim VfR Heilbronn als 18-Jähriger die Chance, das Tor in der Oberliga (damals 4.Spielklasse) zu hüten. Er war damals einer der Jüngsten in Deutschland überhaupt! Auch wenn die Lücke „sehr groß“ gewesen sei, der junge Mann ging selbstbewusst in seine Runde. Anfragen von größeren Vereinen, trotz guter Leistungen, blieben aber immer noch aus. Langsam begriff der Torwart, woran dies lag. „Mit 180cm war ich wohl für viele Vereine einfach zu klein,“ resümiert Seeg. Nach einer Zwischenstation in der Bezirksliga – ein Vertrag mit einem potentiellen Regionalligaverein Ditzingen platzte spontan – gab es einen erneuten Anlauf des Profiseins. Über den 1. FC Pforzheim (Oberliga) und den FV Lauda (Oberliga) konnte sich Seeg empfehlen. So wurde auch der SV Sandhausen auf den Torwart aufmerksam. „Sandhausen hatte damals Philipp Laux als Torwarttrainer verpflichtet. Er bescheinigte mir: Du könntest von deinen Vorraussetzungen mindestens Regionalliga oder zweite Bundesliga spielen.“ Seeg hoffte, auf das gute Kontaktenetzwerk von Laux zurückgreifen zu können. Zudem konnte er dort zweimal täglich mit Laux trainieren. Auch nahm Seeg das bei Timo Hildebrand und Markus Miller beliebte Training ("Gyrotonic") von Heike Labude auf. Einige Anrufe bei Trainern und Torwarttrainern folgten zu dieser Zeit. Doch ein Engagement zerschlug sich jedes Mal. Neben der Größe, die als Argument genommen wurde, verhinderte eine Neuregelung des DFB den großen Durchbruch. „Vereine mussten nun eine Mindestanzahl an Spielern unter 23 im Kader haben. Da besetzten die Klubs gerne den 2. Keeper mit einem jungen Mann“, stellt Seeg ernüchternd fest. Mit 24 musste Seeg sich dann die Gretchenfrage stellen: Wie hast’ du es mit dem Fußball? Der Torwart erkannte, dass es zum Profi, trotz bescheinigten Talents nicht reichen würde.

Heute sieht der Torwart den Fußball als Hobby und arbeitet in einem Autohaus. „Ich hatte zwar auch eine Zeit, bei der ich für Jako und dann für Nike gearbeitet hatte. Aber letztlich fühle ich mich hier in Heilbronn doch am wohlsten.“ Seeg, heute 30 Jahre alt, nur einer von vielen, der auf das Profisein hoffte.


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