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Home > Archiv > EURO 2016 > EM-Geschichte > EM 1972 - die russische Katze Rudakow

Edelkatze Rudakow

In die Fußstapfen einer nationalen Legende zu treten; ist wahrlich nicht die dankbarste Aufgabe. Der Nachfolger in dem Tor zu werden, das zuvor mehr als Jahrzehnt Lew Jaschin gehütet hatte, muss eine der schwersten Prüfungen in der Geschichte des Torhüterwesens gewesen sein. Doch 1972 war das Jahr für Jewgeni Rudakow, den Torhüter der UdSSR und Nachfolger vom legendären Jaschin. Seine großartigen Paraden im Tor der „Sbornaja“ machten seinen Vorgänger nahezu vergessen. Rudakow war ein Ziehsohn der russischen Torhüterschule, die spätestens seit den katzengleichen Paraden von Jaschin mehr auf Eleganz, denn auf Kraft und Radikalität setzte. Mit seinem geschmeidigen Torwartspiel stand der UdSSR-Auswahlspieler seinem Gegenüber im Finale der EM 1972, dem Deutschen Sepp Maier, in Nichts nach. Es waren zwei großartige Torsteher ihrer Zeit, die sich am 18. Juni in Brüssel gegenüberstanden. Am Ende war es der 28-jährige Maier, die „Katze von Ansing“, der am Ende jubeln durfte. Mit 3:1 besiegte die deutsche Nationalmannschaft den Gegner aus der Sowjetunion. Nach Siegen gegen England und Belgien, in denen Maiers Vorderleute teilweise phantastischen Offensivfußball geboten hatten, holte sich die Auswahl um das aufblühende Mittelfeldgenie Günter Netzer den EM-Titel.

Doch bei allem Glanz: Die streckenweise massiven Offensivaktionen in der Endrunde gingen auf Kosten der Defensive. Doch was – vor allem die Engländer im Viertelfinale – auch taten, im Tor stand Sepp Maier, der sich langsam auf den Höhepunkt seiner Karriere zubewegte. Seine Abwehraktionen gegen die bulligen englischen Angriffe verhinderten lange den Ausgleich, nachdem Uli Hoeness in der ersten Halbzeit das 1:0 geschossen hatte. Erst Francis Lee konnte Maier in der 77. Minute überwinden, doch nach einem Foul an Siegfried Held verwandelte Günter Netzer den fälligen Elfmeter zum 2:1. Gerd Müller erhöhte noch auf 3:1: Der erste Sieg gegen eine englische Auswahl auf britischen Boden war perfekt.

Dem epischen Erfolg folgte das 2:1 gegen Gastgeber Belgien, dank zweier Müller-Tore. Gleichzeitig erreichte auch die sowjetische Auswahl das Finale, zum Helden war dabei Rudakow avanciert, als er beim Stand von 1:0 für sein Land einen Strafstoß in der 83. Minute parieren konnte. Doch das Endspiel geriet für den russischen Torsteher und seine Mannschaft zum Desaster. Eine spielerisch deutlich überlegenere deutsche Mannschaft, angeführt von Franz Beckenbauer und Günter Netzer, führte bereits nach einer knappen Stunde mit 3:0, Rudakow hatte dabei noch mit einigen sehenswerten Abwehraktionen Schlimmeres verhindert.

Nur eine Vielzahl an aufgepeitschten und mit Sicherheit auch feuchtfröhlich angeschickerten deutschen Fans gefährdeten noch den Sieg der BRD: Minuten vor dem Abpfiff hatte sich eine große Menge direkt am Spielfeldrand aufgereiht. Der ansonsten beschäftigungslose Sepp Maier versuchte, die deutschen Anhänger lautstark vom Rasen zu verscheuchen, doch nach dem Schlusspfiff explodierte die hemmungslose Freude. Erst auf der Tribüne fanden Maier und seine Kollegen Schutz vor massiven Umarmungsorgien. Als Kapitän Franz Beckenbauer den Pokal überreicht bekam, reckte er den Silberling vor einem schwarz-rot-goldenen Fahnenmeer in die Höhe – Gänsehaut gratis für das vermutlich beste deutsche Team der DFB-Historie.

Jewgeni Rudakow, der Jaschin-Nachfolger, sollte im gleichen Jahr noch einmal Kontakt zu Deutschland bekommen: Bei der Olympiade 1972 wurde der geschmeidige Schlussmann Dritter. 1976, bei der nächsten Europameisterschaft, beendete der zu diesem Zeitpunkt 34-jährige Rudakow nach dem verlorenen Viertelfinalspiel gegen die Tschechoslowakei seine Karriere. Auch sein Nachfolger musste große Fußstapfen ausfüllen. Rudakow hatte vieles richtig gemacht.


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