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Alexander Bade "Hautnah" bei torwart.de (19.01.12)

"Torwarttrainer zu sein, ist ein Traumjob"


Seit knapp drei Jahren traininert Alexander Bade die Torhüter des 1. FC Köln. Zuvor absolvierte Bade in 17 Jahren knapp 200 Pflichtspiele in der 1. und 2. Bundesliga für insgesamt sieben Vereine. torwart.de unterhielt sich mit dem gebürtigen Berliner u.a. über seine Aufgaben als Torwarttrainer beim 1. FC Köln und über die Verpflichtung von Michael Rensing in der vergangenen Saison.

torwart.de: Vor einem Jahr hat der 1. FC Köln Michael Rensing als Nachfolger von Faryd Mondragon verpflichtet. Wie lief damals der Auswahlprozess ab und warum habt Ihr euch für Michael Rensing entschieden?

Alexander Bade: Für uns kamen damals zwei grundsätzliche Varianten in Betracht. Variante 1 war, dass wir den an St. Pauli ausgeliehenen Thomas Kessler zur Saison 2011/12 wieder zurückholen und für die Dauer der Rückrunde einen Torwart ausliehen werden. Die andere Variante war, dass wir einen Torwart längerfristig verpflichten und dann im Sommer mit Kessler eventuell eine Konkurrenzsituation schaffen.
Erst hatten wir einige Torhüter aus dem Ausland im Auge, die wir ausleihen wollten. Dies scheiterte aber auf Grund zu hoher Gehaltforderungen und Ausleihgebühren. Also haben wir uns für die zweite Option entschieden und den Markt sondiert. Die Hauptkandidaten waren Markus Pröll und Michael Rensing, die beide damals keinen Verein hatten. Schließlich haben sich die sportliche Leitung und der Trainer für Michael Rensing entschieden. Ausschlaggebend waren u.a. seine Vita und sein Alter. Natürlich war ein gewisses Risiko dabei, einen vereinslosen Torhüter zu verpflichten. Denn aufgrund der kurzen Vorbereitungsphase und der sportlichen Situation haben wir einen Torwart gebraucht, der sofort funktionieren musste.

torwart.de: In den ersten Spielen zeigte Michael sofort tolle Leistungen. Wie hast du es geschafft, ihn trotz fehlender Spielpraxis in der kurzen Zeit in Form zu bringen? Gab es eine spezielle Vorbereitung?

Bade: Wie gesagt, die Vorbereitungszeit war extrem kurz bis zum ersten Pflichtspiel. Michael war körperlich in einem sehr guten Zustand. Da kann man ihn und seine Trainer, die ihn während der vereinslosen Zeit unterstützt haben, nur loben. Wir konnten also vom ersten Tag an Vollgas geben. Das einzige Problem war, dass er wieder das Gefühl für den Raum und das Tor bekommt. Durch verschiedene Spielformen, spezielle Übungen im Torwarttraining sowie Testspiele konnte er sich die Sicherheit wieder holen. Mit den ersten Spielen, in denen er gleich sehr gute Aktionen hatte, stieg auch das Selbstvertrauen und Michael war sofort voll da.

torwart.de: War es eine besondere Herausforderung für dich als Torwarttrainer, sich in der kurzen Zeit auf einen neuen Torhüter einzustellen?

Bade: Da wir sofort einen guten Draht zueinander hatten, gab es da keinerlei Probleme. Mit Michael ist das Arbeiten auch sehr angenehm. Er ist sehr selbstkritisch, hinterfragt viel und nimmt jede kleine Verbesserung sehr gerne an. Es macht also großen Spaß mit ihm, weil man auch sieht, dass er die Dinge versucht, schnell umzusetzen.

torwart.de: Ein interessanter Aspekt ist, dass Rensing mit ehemaligen Leichtathleten, Tim Lobinger, einen zusätzlichen Trainer hat, mit dem er im athletischen Bereich arbeitet. Wie wirkt sich das auf euer tägliches Training aus?

Bade: Gerade in den Bereichen Schnellkraft, Stabilisation und allgemeine Fitness, welche in der Leichtathletik und beim Torwartspiel sehr wichtig sind, ist er durch dieses Training natürlich schon sehr gut ausgebildet. Das hat den Vorteil, dass ich diese Aspekte dann nicht mehr ganz so stark beachten muss und wir uns mehr auf andere Bereiche konzentrieren können.

torwart.de: Du bist jetzt im dritten Jahr Torwarttrainer in Köln. Verglichen mit deiner Zeit als aktiver Torhüter, werden jetzt viele Dinge im Torwarttraining anders gemacht? Hat es einen großen Wandel gegeben?

Bade: Im athletischen Bereich kommen lustiger Weise viele Dinge wieder zurück, die ich schon vor 20 Jahren gemacht habe. Dies liegt vielleicht auch daran, dass ich mit Rolf Herings einen Trainer hatte, der auch aus der Leichtathletik kam und die Vernetzung in den letzten Jahren zwischen Leichtathletik und Fußball stärker geworden ist. Was jetzt natürlich verstärkt hinzukommt, ist die Arbeit mit dem Fuß. Das gab es früher eigentlich gar nicht. Außerdem wird jetzt mehr Wert auf die Raumverteidigung gelegt. Taktisch bedingt ist dies heute unumgänglich.

torwart.de: Müssen denn die Torhüter heute intelligenter sein als früher? Oder ist das reine Übungssache?

Bade: Es ist eine Übungssache, aber auch eine Frage des Typs. Wie früher auch gibt es Torhüter, die eher auf Sicherheit bedacht sind und Torhüter, die etwas mutiger sind. Da gibt es immer Unterschiede, heute wie früher. Das ist aber auch ganz normal, da es unterschiedliche Menschen sind, die in der Kiste stehen.

torwart.de: Bist du auch im Jugendbereich tätig?

Bade: Die Torhüter der U21 sind bei uns im Profikader. Die habe ich also täglich dabei. Für den Leistungsbereich U19 – U16 habe ich einen Kollegen, der die Jungs täglich betreut. Und bei Rolf Herings trainierten sie zusätzlich ein Mal pro Woche. Ich selbst trainiere die Jungs ein Mal pro Monat und schaue mir viele Spiele an. Allerdings halte ich mich da noch ein bisschen zurück. Da unsere Auswahltorhüter auch noch einen DFB Torwarttrainer haben, wären es mit mir dann vier verschiedene Trainer. Das halte ich für die Entwicklung eines jungen Torhüters doch etwas viel. Klar verfolgen alle Vereinstrainer eine grobe Richtung, aber trotzdem hat jeder Trainer seine eigenen Ansichten. Deshalb halte ich mich, gerade was technische Dinge betreffen, etwas zurück. Das wird natürlich anders, wenn Sie bei mir angekommen sind.

torwart.de: Wenn die Torhüter dann bei dir im Aktivenbereich angekommen sind, haben sie schon deine Philosophie verinnerlicht oder musst du noch massiv eingreifen?

Bade: Wie gesagt, was die grobe Richtung angeht, sind wir Kollegen uns ja einig. Bei der ganzen Philosophiefrage darf man auch nicht vergessen, dass wir immer verschiedene Typen haben. Jedem auf Teufel komm raus eine spezielle Philosophie aufzudrücken, halte ich persönlich für schwierig. Natürlich gibt es gewisse Richtlinien, die die Jungs erfüllen müssen. Aber die verschiedenen Typen muss man auch ein Stück weit bei ihren Stärken belassen. Wenn ich da noch jede Fußstellung, jede Handhaltung im Detail auf eine Linie bringen soll, halte ich das für etwas überspannt.

torwart.de: Kann man bei den Profis überhaupt noch technische Sachen korrigieren? Gab es z.B. gerade bei Rensing noch Dinge, an denen ihr bewusst nochmal gearbeitet habt?

Bade: Im Prinzip ging es bei Michael in dem ersten halben Jahr darum, sich zu stabilisieren und Sicherheit zu gewinnen. Das hat er wirklich hervorragend gemacht. Auch bei den ganzen Schwierigkeiten, die wir auch im zweiten Halbjahr hatten, den vielen Gegentoren usw. war er sehr stabil. Jetzt im Sommer konnten wir dann intensiver daran gehen, sein Spiel weiter zu entwickeln.

torwart.de: Überrascht es dich, dass er die relativ lange Zeit ohne Spielpraxis so gut kompensiert hat? Man sagt ja immer Spielpraxis sei das wichtigste für einen Torhüter.

Bade: Ich kenne es ja noch von meiner aktiven Zeit. Wenn man lange nicht gespielt hat, ist es erst mal wichtig, solide sein Spiel durch zu ziehen und in den einfachen Dingen keine Fehler zu machen. Wenn du dann die ersten Spiele relativ fehlerlos überstanden hast, steigt das Selbstvertrauen und du kannst Stück für Stück mutiger werden, z.B. bei der Flanke eher raus zu kommen, bei der man vorher eher noch gewartet hat. Das ist dann die berühmte Spielpraxis. Man wird in der Raumverteidigung aktiver. Die Aktionen auf der Linie haben mit Spielpraxis eher weniger zu tun. Diese Situationen hat man im Training ja häufig.

torwart.de: Du hast in den zweieinhalb Jahren relativ viele Trainerwechsel miterlebt. Wie war es für dich als Torwarttrainer, diese Wechsel mit zu machen?

Bade: Es ist natürlich immer etwas unterschiedlich, wie die Cheftrainer mit dem Torwarttrainer umgehen. Manche gewichten es mehr, manche weniger. Im Großen und Ganzen kann ich aber sagen, dass ich mit allen Trainern gut zu Recht gekommen bin. Ich konnte auch immer in Ruhe meinen Job machen und meine Ideen durchführen, ohne dass mir groß rein geredet wurde. Von daher war die Arbeit bisher wunderbar.

torwart.de: In der letzten Zeit wurde immer mehr auf junge Torhüter, teilweise auch aus der eigenen Jugend, gesetzt. Beispielsweise Bayer Leverkusen mit Bernd Leno. Wenn jetzt wieder so eine Entscheidung wie im letzten Winter ansteht, wäre das dann auch eine Option?

Bade: Klar kann man immer auf die Jugend setzten. Man sieht ja, wie sie sich entwickeln und bei vielen gibt es eine Leistungsexplosion. Das hängt aber auch ein bisschen vom Verein ab und in welcher sportlichen Situation sich der Verein gerade befindet. Wir haben mit Timo Horn auch einen jungen Torwart, der einiges verspricht. Sollte in nächster Zeit wieder so eine Entscheidung anstehen, kann es gut sein, dass man dann auf die Karte Jugend setzt.

torwart.de: Ist es für dich Zufall, dass in letzter Zeit so viele junge Torhüter den Sprung geschafft haben oder hat sich diese Entwicklung abgezeichnet?

Bade: Jetzt kommt gerade die Generation hoch, die mit den neuen Anforderungen des Torwartspiels aufgewachsen ist. Zudem trägt jetzt, ähnlich wie bei den Feldspielern, die Arbeit der Nachwuchsleistungszentren so langsam Früchte. Darüberhinaus ist es in letzter Zeit auch bei vielen Vereinen gut gegangen. Deshalb trauen sich jetzt immer mehr, nach dem Motto: Da hat es funktioniert, wieso soll es bei uns nicht funktionieren.

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